Allerlei Kunst



 

Stephan P. Huylers, Die Bilder Indiens, Frederking & Thaler

Das Verdienst dieses Bandes besteht darin, etwas zugänglich gemacht zu haben, was das Kunstestablishment nur zu gern übergeht. Hier handelt es sich um die kleinen - in einfachem Alltag - hergestellten Kunstwerke der Frauen Indiens - um bestickte Tücher, um Wand- oder Bodenmalereien, die in ihrer Einfachheit - der Verlag spricht nicht unzutreffend von Reinheit - bewegend sind. Neben den Abbildungen der eigentlichen Werke gibt es viele - zum Teil ausgezeichnete - Fotografien der Frauen, der Landschaft, der Arbeit, der Kinder - Fortografien aus dem Leben, das sich wiederfindet in ihren Arbeiten.
Mit einem Preis von 148 DM ist der Band zwar nicht gerade billig, da er aber auch herstellerisch erstklassig ist - schön vor allem ist der schwarze Leineneinband mit Blindprägung - lohnt sich der Kauf allenthalben.
 

Malerei der Welt, Taschen

Taschen ist für seine gnadenlose Preispolitik ja hinlänglich bekannt und von uns auch schon mancherorts für selbige gerühmt worden. Jetzt der Verlag einen neuen zweibändigen Jumbo vorgelegt, der - keiner weiß, wie's geht - weniger als einen Hunderter kostet und den Ingo F. Walther herausgegeben hat. In 900 Einzelbildanalysen - von Gotik bis Gegenwart - wird die Malerei der Welt vorgestellt. Das ist eine hübsche Idee gewesen, und der Verlag hat sie hübsch umgesetzt. Gerade für den Laien scheint es schließlich viel hilfreicher, nicht mit allgemeinem Blabla zu Leben und Schaffen eines Künstlers vollgesülzt zu werden sondern Hinweise auf Details zu erhalten, etwas echtes zu lernen. Und dafür taugen die Texte des Jumbos ausgezeichnet - zumal auch die Auswahl der Bilder von sensibler Hand stammt.
 

PEGASUS Bibliothek, Prestel

Der Markt für Kunstbücher wuchert, viel Mist wird produziert, und Innovation scheint da manchmal ein Fremdwort. Und so tut es gut, auf die innovativste und schönste neue Reihe hinzuweisen, die sich mit bildender Kunst beschäftigt - auf die Pegasus Bibliothek bei Prestel. 15 Bände zum günstigen Einheitspreis von 39,80 DM hat der Verlag bislang vorgelegt. Alle sind sie in mattschwarzes Papier eingebunden und mit einem schönen, eingelassenen Deckelbild versehen. Alle sind sie fadengeheftet, auf bestem Papier gedruckt und das erstklassig. Alle widmen sie sich ferner nicht irgendeinem gerade auf der Straße liegenden Thema, und sie übernehmen sich auch nicht thematisch. Sie zeigen Ausschnitte und Aspekte, die wohlausgesucht sind, solche, die man manchmal schon lange begehrte, und solche, die überraschen. Und allesamt sind sie mit klugen - zum Teil brillanten - Texten versehen. Letzteres trifft beispielsweise auf den von Wieland Schmied gemachten Band, Hopper: Bilder aus Amerika zu. Darin finden sich Bildbeschreibungen, die den Vergleich mit Arno Schmidts Texten zu Eberhard Schlotter kaum scheuen müssen. Nein, diese Reihe ist definitiv ein Glücksfall - egal ob man sich nur einen Band herausfischt oder (was wahrscheinlicher sein dürfte) gleich alle Bände haben will.
 

Vermeer van Delft, Belser Verlag

Die besten Vermeers stammen von Vermeer selbst, der beste Film über Vermeer von Peter Greenaway und der beste Band zu seinem Werk aus dem Belser Verlag. Anläßlich der ersten Ausstellung, die sich einzig dem großartigsten der Niederländer widmet - sie fand in Washington und findet nun in Den Haag statt -, legte Belser nämlich das Katalogbuch vor, das von den Leitern der Ausstellung herausgegeben wurde. Neben den Gesamtansichten wartet der Band mit zahlreichen Detailabbildungen auf - alle in exquisiter Qualität - sowie mit vielen erhellenden Texten über Technik & Themen Vermeers, seine Biografie und die einzelnen Werke.
Um es auf den Punkt zu bringen und nicht lange herumzuschwärmen: Wenn wir nur ein einziges unserer Kunstbücher behalten dürften, weil uns ein finsterer Geselle sonst beide Beine abhackte, dann zögerten wir nicht lange und blieben bei diesem Band über Vermeer.